Wer Korsika schon einmal besucht hat, kennt sicher den besonderen Duft dieser Insel im Mittelmeer. Ein warmer, aromatisch-würziger Duft hängt hier in der Landschaft und unterstreicht somit den besonderen Charakter des französischen Eilandes. Nach nur einer Stunde Flug von Frankfurt sind wir in Bastia, dem nördlichen Flughafen, gelandet und haben uns sofort heimisch gefühlt. Die viertgrößte Mittelmeerinsel liegt nördlich von Sardinien, was wiederum zu Italien gehört, und westlich vom italienischen Festland. Auf der Ostseite, mit Blickrichtung Tyrrhenisches Meer, befindet sich unser Domizil, genau zwischen Bastia und Bonifacio nahe der N198, genauer in Linguizzetta. Von hier aus ist auch Corte in den Bergen gut zu erreichen.
Die Botanik hat uns schon lange gerufen
Korsika stand schon lange auf der Liste der duften Reiseziele. Denn nur hier gibt es die Immortelle, auch Strohblume genannt, in einer weltweit einzigartigen Zusammensetzung der Inhaltsstoffe. Doch mehr über den Besuch bei einem sehr bekannten Immortellen-Destillateur findet ihr im Artikel „Das Duftparadies der Familie Keyserlingk auf Korsika“. Wir sind extra in der Frühsaison nach Korsika aufgebrochen, denn für die Franzosen vom Festland ist es in den Ferien ein beliebtes Reiseziel. Was wir auch sehr gut verstehen können.
Start und Ziel – die Unterkunft an der Ostküste
Beginnen wir in Linguizetta, in unserer gemütlichen Unterkunft, die mitten im Grünen liegt. Unsere Vermieterin wohnt zwar nebenan, doch von ihr bekommen wir kaum etwas mit. Das Haus ist von einem großen Garten umgeben, in dem unser Frühstücksplatz immer wieder an verschiedene Stellen wandert. Unter einem Baum haben wir einen angenehmen Arbeitsplatz mit dem Laptop gefunden, das WiFi funktioniert sehr gut. Das gehört schließlich dazu, wenn man einen Blog starten möchte. Korsika ist eine Insel, die im Gegensatz zu den Kanarischen oder Balearischen Inseln nicht mit vielen Hotelburgen zugepflastert ist, zumindest an der Ostküste, an der wir die meiste Zeit verbracht haben.
Wir sind sowieso Freunde von Ferienwohnungen oder AirBnB-Unterkünften. Da war diese Unterkunft genau die passende. Es gibt genügend Supermärkte oder auch Stände, an denen man sich mit frischem Obst und Gemüse versorgen kann. Bei dem sonnigen Klima wachsen hier sehr viele Zitrusfrüchte, die Zitronen zum Kochen und um unser Wasser zu aromatisieren haben wir aus dem eigenen Garten geholt. An einem Häuschen an der Straße gab es sehr saftige Orangen, absolut empfehlenswert, die Augen nach solchen Ständen offen zu halten.
Leckere Sachen, die das Leben schöner machen
Im Gespräch mit einem Einheimischen haben wir erfahren, dass es auf Korsika keine Bäckerei-Ketten gibt, wie man sie aus Deutschland kennt. Viele kennen sicherlich den „Geschmack“ der Kettenbäckereien, definitiv nicht das, was man als gut bezeichnen könnte. Für Ausflüge muss man außer Wasser nichts mitnehmen, denn überall gibt es kleine, feine Bäckereien, in denen man sich von deftig bis zu süß gut versorgen kann. Hier auf Korsika wird noch selbst gebacken und die Boulangeries halten auch für Schleckermäuler einiges im Angebot! Wir haben recht schnell unseren Favoriten gefunden: ein kleines Törtchen mit Pistaziencreme. Ausnahmen zur gesunden Ernährung müssen sein und tragen definitiv zum Wohlbefunden bei. Ganz in der Nähe unserer Unterkunft haben wir Chez Marie gefunden, lies hierüber unser süßes Frühstück.
In den Supermärkten waren wir sehr begeistert von der Auswahl an in Bündeln gepacktem Basilikum. Nicht so hochgezüchtete Sträucher mit Plastik drumherum, sondern große, frische und gut duftende Basilikum-Bündel für einen geringen Preis. Da gab es dann doch öfter mal von Jens gekochtes Basilikum-Pesto, zum Frühstück Tomate mit Basilikum oder einfach nur Basilikum aufs Brot. Um mal weg vom Essen und auf die Landschaft zu sprechen zu kommen. Die Ostküste bietet viele tolle Strände, hier ist es insgesamt viel flacher. Im Westen hingegen liegt die Steilküste der Insel. Wir haben in der Nähe unserer Unterkunft auch einen FKK Stand ausfindig machen können, vielleicht nicht für jeden was, doch ab und zu eine gute Sache, um Vitamin D aufzuladen. Bei Zonza, weiter südlich gelegen, gibt es auch einen malerischen Strand mit Aussicht auf einen der alten Wachtürme.
Das Highlight: die Bade Gumpen
Einzigartig und bisher so noch nicht erlebt, waren die Gumpen bei Solenzara. Die N198 von Norden kommend rechts abgebogen auf die D268 geht es ins Tal hinein am Fluss Solenzara aufwärts entlang zu den Badegumpen. Wer sich bisher gescheut haben sollte, in einem Fluss zu baden, wird hier anfangen, es zu lieben. Im Flussbett befinden sich riesige, vom Wasser ungeschliffene Steinen, auf denen man sitzen kann, und die teilweise mit Bäumen bestückt sind. Sie bilden kleine Swimmingpools im Fluss, die zum gemütlichen Plantschen und auch Schwimmen einladen. Die Strömung ist sehr gering, es ist dennoch immer reichlich kaltes Wasser vorhanden, das vom Berg herab nachfließt. Ich war überwältigt von den in den Naturstein geschliffenen, unterschiedlich großen Badewannen. Schon als Kind konnte ich stundenlang an Bächen verweilen, darin abkühlen, mit Steinen das Wasser umleiten, das Ufer unter Wasser setzen und die Zeit vergessen. So nun auch hier wieder total das Kind.
Auf dem Weg nach Süden
Weiter auf unserer Tour nach Süden sind wir in Porto Vecchio vorbei gekommen, einer malerischen Altstadt mit einem sehr touristischen Kern. Hier reihen sich Geschäfte an Restaurants in einem alten Stadtkern mit hohen Mauern. Eigentlich sind Mitbringsel nicht unsere Sache, doch hier haben wir dann doch endlich einen Laden gefunden, der Olivenholz-Produkte zu adäquaten Preisen verkauft. Da wir Plastikvermeider sind, suche ich schon lange nach einer natürlichen Alternative zur Seifenschale und habe sie hier zu einem fairen Preis gefunden. Denn vielerorts werden Olivenholz-Produkte zu exorbitanten Preisen verkauft, da sollte man nicht vorschnell kaufen.
Richtig beeindruckt waren wir von der Bebauung an einer Steilküste in Bonifacio ganz im Süden der Insel. So südlich, dass man den nördlichsten Teil Sardiniens sehen kann. Sei es der Blick von den Kreidefelsen auf die Stadt oder der Blick von der Stadt auf die Kreidefelsen, einfach atemberaubend. Wir waren so berührt von dem Blick auf die weißen Kreidefelsen mit ihrer dünnen, saftig-hellgrünen Decke, dass wir es auf unserer Startseite mit eingebaut haben. Einen Parkplatz zu finden war etwas schwer, denn die Stadt und die Kreidefelsen sind ein Touristenmagnet. Dennoch haben wir eine Möglichkeit gefunden, das Auto abzustellen und an der Steilküste mit den Kreidefelsen zu wandern.
Beeindruckende Steilküste mit Blick Richtung Sardinien
Es gibt hier wenige schattige Plätzchen, daher ist eine Kopfbedeckung sinnvoll. Badesachen gehören auch in die Tasche, denn wer bis zum Leuchtturm „Phare de Pertusato“ wandert, hat die Chance, zum Meer zu kommen und sich abzukühlen. Wer wie wir durch das Gebüsch abkürzt, sollte aufpassen wohin er tritt. Denn zum ersten Mal im Leben ist uns eine frei lebende Schildkröte über den Weg gelaufen. Ein süßes kleines Tier (findet ihr bei Instagram), das mitten über den Weg watschelte – zu unserem Erstaunen sogar sehr schnell. Überall sind hier die Cistrosen zu sehen. Auch wenn sie zur selben Pflanzenfamilie gehören, wie die Lackzitrose, die in der Aromatherapie Verwendung findet, sind diese botanisch nicht dieselben.
Bonifacio ist, wie schon gesagt, sehr touristisch. Dennoch ist diese Stadt mit dem Blick in das Hafenbecken und dem Ausblick auf die Kreidefelsen einen Besuch wert. Schaut es Euch einfach an und bildet Euch Eure Meinung.
Der Mittelpunkt der Insel – Corte
Vom Süden der Insel springen wir direkt in die Mitte, nach Corte. Es gibt viele Wege nach Corte und jeder hat seine malerischen Seiten. Hier eine kurze Beschreibung unserer Fahrt: Wir sind von Linguizetta aus auf der N198, in Aléria auf die N200 abgebogen nach Corte und nach dem Besuch der Stadt im Herzen der Insel über die N193 zurück, bei Casamozza auf die T10 Richtung Süden wieder nach Linguizetta.
Auf dem Hinweg kamen wir an einer wunderschönen Steinbrücke vorbei und fuhren über tiefe Schluchten. Corte ist mit seiner Zitadelle und dem Blick von dieser alten militärischen Festung in die wilde Landschaft der Insel ein schöner Ort. In seinem Museum der korsischen Geschichte kann man einen tieferen Eindruck von der Insel gewinnen. Die N193 führt am Fluss Golo entlang und somit am Ponte Novu, einem geschichtsträchtigen Ort. Dort wurde in einer entscheidenden Schlacht über die Zugehörigkeit der Insel entschieden. Die berühmte Brücke wurde erst im Zweiten Weltkrieg von abrückenden deutschen Truppen zerstört, ein Pfeiler der genuesischen Brücke steht heute noch dort mit der korsischen Flagge als Denkmal. Wir waren so fasziniert von dem Fluss mit den bunten Steinen und den tollen Stillleben, die sich daraus ergeben haben, dass wir dort die Zeit vergessend am Ufer saßen und die Steine ins Wasser warfen, das uns die Fuße kühlte.
Der ruhige Norden
Ein Ausflug in den Norden lohnt auf jeden Fall, denn Cap Corse, eine Halbinsel im Norden von Korsika, ist wenig touristisch erschlossen. Dort finden sich viele kleine, sehenswerte Orte und ganz viel Ruhe. Ein Ort namens Erbalunga hat es uns sehr angetan. Viele kleine, schön hergerichtete Häuschen mit direktem Blick auf das Meer stehen hier mit viel Grün dazwischen und ergeben einen kleinen Ort, der einen noch kleineren Ortskern mit wenigen Restaurants besitzt.
Wir sind an Moulin Mattei vorbeigekommen, einer alten Windmühle an der D80, die an die guten alten Zeiten der Getreidemühen erinnert. Doch haben auch die modernen Windkraftanlagen, die im Hintergrund zu sehen sind, hier nun Einzug gehalten. Port de Centuri ist der nördlichste Punkt am Cap Corse mit Blick auf eine kleine Insel mit Leuchtturm. Hier herrscht wenig Verkehr und die Ruhe ist einmalig. An diesem Ort fanden wir ganz viel wild wachsende Immortelle, und auch Rosmarin mit dem Chemotyp Verbenon ist hier einheimisch. Mehr zu Immortelle kannst Du im Artikel über das Duftparadies der Familie Keyserling nachlesen.
Unsere Meinung – definitiv eine Reise wert
Es gab so viel zu sehen und zu erleben auf Korsika, ich könnte noch viel mehr schreiben. Wir haben ganz viele Bilder in die Galerie zu diesem Beitrag gepackt, und wer noch mehr sehen möchte, schaut am besten auf Instagram vorbei.
Korsika hat uns auf jeden Fall mit seiner einmaligen Natur und dem besonderen Duft, der über der Landschaft hängt, verzaubert. Wir können jedem empfehlen, der nicht so weit reisen möchte und noch mit Euro zahlen will, in der Vorsaison Mai/Anfang Juni hierher zu reisen. Es besteht sogar die Möglichkeit, mit dem eigenen Auto über die Fähre von Italien aus die Insel zu erkunden. Doch die kleinen Bergstraßen sind mit einem kleineren Auto besser zu befahren als mit einem Campingwagen.