Auf unserer Duft-Reise an der wunderschönen Algarve in Portugal haben wir uns nicht nur auf die Spuren verschiedener Baumöle begeben, sondern auch eine ganze besondere Pflanze erkundet: die Cistrose. Sie wächst und gedeiht hervorragend in der trockenen, sonnenverwöhnten Landschaft Portugals und gilt in der Aromatherapie als Seelentröster. Unsere Recherchen zur Cistrose führten uns zu einer kleinen Öl-Firma, der Fonte Penedo. Hier gärtnern und destillieren Bettina Steffan und ihr Freund Georg Schmidt. Auf einem Feld mit 8.000 Quadratmetern bauen sie kontrolliert biologisch unter anderem Lavendel, Lorbeer, Rosmarin, Salbei, Zitronengras und Zitronenverbene an. Aus Wildsammlungen destillieren sie Lavendel, Thymian, Immortelle und auch die Cistrose. Bei unserem Besuch wird uns noch einmal deutlich, wie viel Arbeit hinter jedem Öl steckt. Darum ist es umso schöner zu sehen, mit wie viel Spaß und Herzblut Bettina das Unternehmen betreibt. Sie ist die Hauptverantwortliche für die Destillation. Während sie uns durch die Felder führt, leuchten ihre Augen, wenn sie von der Entwicklung des Anbaus und der Destillation erzählt.

 

Duft-Reisende: Wie seid ihr zur Destillation gekommen?

Bettina: Wir haben 2013 zusammen mit einem befreundeten Paar den Kräuteranbau begonnen, jedoch auf der anderen Ortsseite von Messines. Unsere ersten Destilliererfahrungen haben wir 2014 gemacht.  Im Jahr darauf wurde der Anbau dann das erste Mal bio-zertifiziert. Unser jetziges Land haben wir seit Anfang 2017, mussten aber die anderen Flächen abgeben. Unsere Partner haben sich aus privaten Gründen aus dem Projekt zurück gezogen. Seit Anfang 2018 führen wir den Anbau in meinem Namen weiter und die Anbaufläche ist jetzt auf mich zertifiziert.

Duft-Reisende: Welche Ideen habt ihr für das neue Jahr? Gibt es vielleicht eine Sortiment-Erweiterung? 

Bettina: Nein, wir haben noch keine Sortimentserweiterung ins Auge gefasst. Dadurch, dass wir unser endgültiges Feld erst seit 2017 haben, haben wir in den Jahren zuvor fast immer wieder von vorne angefangen. In diesem Jahr profitieren wir zum ersten Mal von der Arbeit vom Vorjahr. Die Neupflanzungen von diesem Jahr können wir erst im nächsten Jahr nutzen. Bei mehrjährigen Pflanzen hat man erst im zweiten Jahr einen richtigen Ertrag. Zudem haben wir schon das Sortiment um Muskatellersalbei, Heiligenkraut und Lavendelsalbei sowie griechischen Bergtee erweitert. Mir geht es erst mal darum, den vorhanden Bestand an Ölen innerhalb eines Jahres zu verkaufen, bevor ich noch mehr mache.

 

Duft-Reisende: Was genau macht Dir bei der Destillation am meisten Spaß?

Bettina: Am meisten Spaß macht mir der Moment, wenn es denn los geht und man sieht, dass ein ätherisches Öl „drin“ ist. Für mich ist es aber nicht nur die Destillation, sondern der ganze Herstellungsprozess. Das fängt mit der Aussaat an und hört mit dem Abfüllen und Etikettieren auf. Den letzten Winter über habe ich für unser Feld über 1.500 Pflanzen aus Samen und Stecklingen herangezogen. Ich kenne sie somit alle. Im Jahresverlauf ist es die Pflege, und bei der Ernte sieht man das Ergebnis. Ich finde es schön, weil es nicht irgendein 08/15 Produkt ist, sondern jemandem hilft und das nicht nur theoretisch. Wir bekommen auch tatsächlich von den Kunden Feedback, wie ihnen der Tee, das Öl oder Hydrolat geholfen haben.

 

Derzeit verkauft Bettina hauptsächlich über den Onlineshop nach Deutschland und Österreich an viele Privatkunden. Demnächst wird es jedoch noch Unterstützung aus der Heimat geben, dann werden die Tees aus der Algarve auch in Hof- und Kräuterläden in Deutschland verkauft. Im nächsten Schritt sollen dann die ätherischen Öle und die Hydrolate auch in deutschen Geschäften zu finden sein. Wir dürfen also gespannt sein, was wir in Zukunft von Fonte Penedo noch riechen dürfen! Von der Cistrose gibt es von der Fonte Penedo leider bisher kein ätherisches Öl, dafür aber das Hydrolat.

 

Seelentröster Cistrose

Die trockene, sonnenverwöhnten Erde Portugals ist genau richtig für die intensiv duftende Cistrose (Citus ladaniferus), auch Rockrose genannt. Von Mitte Februar bis in den Mai hinein blüht sie in großen Gebieten an der Westküste Portugals und im Monchique-Gebirge. Es gibt verschiedene Arten, wobei nur die Lackcistrose (Cistus ladanider) in der Aromatherapie verwendet wird. Sie ist ein buschiger Strauch mit heckenrosenartigen Blüten und gedeiht auf den trockenen, kalkarmen Böden. Die Lackcistrose kann bis zu zweieinhalb Meter hoch werden. Die Blütenblätter sehen aus wie feines weißes zerknittertes Papier, mit einem rosafarbenen Fleck oder Streifen im Inneren des Blütenblattes. Die dunkelgrünen Lanzetten förmigen Blätter sind mit einer klebrigen Masse überzogen. Alle Cistrosen geben einen harzig duftenden Saft ab, die Lackcistrose jedoch besonders viel.

Der Duft des Cistrosenöls ist für Anfängernasen oft zu heftig ist. Er ist sehr intensiv, warm, würzig und krautig. Das ätherische Öl gilt in der Aromatherapie als das Öl für zerknitterte Seelchen, denn es hilft bei psychosomatischen Erkrankungen wieder in Balance zu kommen. Zudem ist es für die Haut eine Wohltat, besonders bei Neurodermitis und in der Narbenpflege. Das Cistrusöl hält lange vor, denn man benötigt kaum mehr als einen Tropfen, wenn man es mit anderen ätherischen Ölen und einem guten fetten Basisöl mischt.

 

Das heilende Hydrolat der Cistrose

Wie bei allen Ölen, die durch eine Wasserdampfdestillation gewonnen wurden, entsteht dabei ein Pflanzenwasser, das Hydrolat. Cistrosenhydrolat ist eines der sauersten Hydrolate und somit über zwei Jahre haltbar. Der pH-Wert liegt bei 2,9 bis 3,5. Es riecht deutlich milder und weniger intensiv als das ätherischen Öl.

Die Wirkung ist stark blutstillend und wundheilend, darum kann es bei Wunden, wie zum Beispiel nach der Rasur, eingesetzt werden. In der Naturkosmetik ist es als Gesichtswasser beliebt, da es Hautfalten mildern soll. Zusammen mit einem schönen Blütenduft ist das Cistrosenhydrolat eine Wohltat an heißen Sommertagen zum Beispiel als Gesichtspflege.