Sie ist eine grüne Blütenperle inmitten des Atlantischen Ozeans, Madeira, die nördlich der sieben Kanarischen Inseln gelegene Vulkaninsel, die zur Portugal gehört. Die gesamte Insel hat Mittel- bis Hochgebirgscharakter, wenig malerische Küstenlinie und noch weniger schöne, weiße Sandstrände. Doch sie hat sehr viel Wasser, da sie mit ihren hohen Bergen, wie dem 1863 Meter hohen Pico Ruivo, die Wolken aufhält und die Insel bis in den letzten Winkel durch ihre künstlich angelegten Levadas mit dem kostbaren Nass versorgt. Madeira liegt wie die Kanaren und die Azoren auf der afrikanischen Platte und wird zu den makaronesischen („glückseligen“) Inseln gezählt.
In nur vier Stunden ist Madeiras Flughafen in Funchal von Frankfurt direkt anzufliegen. Unsere Unterkunft haben wir im Süden der Insel gefunden, denn dort ist es zu den besten Reisemonaten August und September angenehm subtropisch warm, während es im Norden häufig regnet. Bei Arco da Calheta waren wir in einer tollen Unterkunft von José, einem sehr zuvorkommendem Einheimischen, der uns viele tolle Tipps gab. Mit einem fantastischen Blick über das Tal bis hin zum Meer und Richtung Sonnenuntergang haben wir es uns gut gehen lassen.
Botanischer Mix aus aller Welt
Für Botaniker und Aromaexperten ist die Insel eine Reise wert. Doch wieso genau? Da fange ich mal von vorne an: In den ersten sieben Jahren des 14. Jahrhunderts der Besiedlung durch die Portugiesen wurde die gesamte Vegetation niedergebrannt, um die Insel mit Terrassen zu versehen, was für den Anbau von Zuckerrohr gewünscht wurde. Doch schon bald kam die Dürre, denn das ausgeglichene Ökosystem war so nachhaltig zerstört, dass es im Norden zwar viel abregnete der Süden jedoch immer trockener wurde. Mit Sklavenarbeit wurden die Levadas in die Hänge gebaut, künstliche Wasserkanäle, die noch heute bis zu 5.000 km lang sind und sich über die komplette Insel erstrecken. Sie versorgen die unzähligen Plantagen, auf denen auch heute noch überwiegend Zuckerrohr und Bananen angebaut werden. Schon bald kamen Botaniker aus aller Welt und brachten eine Vielzahl an Pflanzen mit. Daher gibt es auch einen botanischen Garten mit den Myrtengewächsen aus Australien. Sehr berühmt ist der Botanische Garten in Funchal Jardim Botânico da Madeira – Engº Rui Vieira.
Noch viel imposanter, fast schon ein verwunschener Ort, der zum Träumen einlädt, ist der Jardim do Monte Palace. Er liegt auf dem Monte, einem Ort oberhalb der Inselhauptstadt Funchal, und ist mit der Seilbahn von der Stadt aus gut zu erreichen. Man kann sich ihn auch gut in Kombination mit dem Jardim Botânico da Madeira – Engº Rui Vieira anschauen. Doch für den zauberhaften Garten auf dem Monte empfehle ich, viel Zeit und leckeren Proviant mitzunehmen. Verschlungene Wege führen von seinem Eingang tief hinein in einen dichten Wald mit tropischen, teilweise auch heimischen Bäumen. Skulpturen und viele Wasserspiele begleiten die gut gangbaren Wege. Der Blick geht stets ins Grüne, man entdeckt immer wieder eine neue Steinskulptur, einen neues Bild. Alles verändert sich im gemütlichen Fluss, man spaziert durch wunderbar aufeinander abgestimmte Bereiche und auf verschiedenen Pfaden, wie dem Pfad der Kunst, auf dem man wandeln kann. Langeweile gibt es hier nicht, sondern nur viele Pflanzen und Wasserwege.
Für die entspannten Tage am Meer
Die Insel wurde in den letzten Jahrzehnten sehr gut erschlossen. Es existieren Autobahnen in alle Richtungen und auch die meisten Straßen sind gut befahrbar. Dennoch ergibt es Sinn, einen Wagen mit etwas mehr PS zu nehmen, denn die Steigungen können extrem sein. Viel einfacher ist es, sich entlang der VE3 einen schönen Platz am Meer zu suchen. Außer in Caletha findet man kaum einen weißen Sandstrand, dieser ist jedoch künstlich erschaffen worden. Wir haben uns gern in Madalena do Mar oder in Ponta do Sol an den „Strand“ oder auch schwarzen Steinhaufen gelegt – Holzroste bieten dort eine gute Unterlage auf den Steinen. Wer ein leckeres Eis bei wunderschönem Meerblick genießen möchte, sollte bei Baloo in Ponta do Sol vorbeischauen. Hier gibt es selbstgemachtes Eis, das einfach köstlich schmeckt und zudem eine schöne kleine Altstadt. Mit einem guten Eis in der Hand macht der Meerblick noch mehr Freude.
Wer einmal, ohne von den Wellen zu sehr durchgeschaukelt zu werden, im Meer baden möchte, für den sind die Meeresschwimmbecken in Porto Moniz eine gute Adresse. Das Städtchen, das als Touristenmagnet viele Besucher anzieht, ist an der VE2 gelegen. Wer eine längere Tour machen möchte, fährt am besten mitten über die Insel, auf der E110, die über die ER101 nach Porto Moniz führt. Das Meeresschwimmbecken ist sehr groß angelegt, sodass sich die Besucher gut auf die Becken verteilen, in die dauernd Frischwasser vom Ozean fließt. Es gibt genügend Sitz- und Liegemöglichkeiten. Es empfiehlt sich jedoch, etwas zum Essen mitzunehmen.
Auf in die große Stadt, rein in das Getümmel von Funchal
Funchal ist schon eine besondere Stadt. Von Westen über die VR1 angefahren, hat man früh das Gefühl, dass die ganzen weißen Häuser, die sich über die Hänge hin erstecken, schon zur Stadt gehören. Doch diese sind Teil der vielen Städte vor Funchal. Eine besondere davon ist Camara de Lobos, dort befindet sich auf über 580 Meter über dem Meeresspiegel der Skywalk mit einem atemberaubenden Blick hinunter zum Meer. Hier sollte man schwindelfrei sein, denn die Platzform geht auf der hohen Klippe weit über deren Rand hinaus. Definitiv einen Besuch wert finden wir. Weiter geht’s zum Ziel – das Großstadtleben auf der Insel erkunden. Am besten lässt es sich auf dem Parkplatz am Jardim de Santa Luzia in der Rua 31 de Janeiro parken. Von hier aus kommt man gut zu Fuß in die Stadt und quält sich nicht zu sehr durch die Straßen.
Wir konnte Funchal dank der Seilbahn auch von oben erkunden und waren erstaunt über die vielen Ruinen zwischen den ganzen Häusern, die sich vom Meer bis hoch hinaus an den Berg schmiegen. Beim Bummeln durch die vielen Straßen im Zentrum fällt das gar nicht so sehr auf. Die Hauptstadt der Insel ist schon etwas hektisch, viele Touristen, vor allem wenn die großen Kreuzfahrtschiffe anlegen. Doch hat sie ihren Charme noch erhalten, vor allem, wenn man in die große Markthalle geht, die in einem Gebäude im Stil der 30er-Jahre auf zwei Etagen ihr üppiges Angebot ausliegen hat. Hier werden viel Gemüse und noch mehr spektakulär aussehende Obstsorten angeboten.
Eine Besonderheit, die es uns sehr angetan hat, sind die sonnengetrockneten Früchte: Bananen, Maracujas, Erdbeeren, Kiwis, Ananas, Wasser- und Honigmelonen, Hibiskus und noch viele weiter gibt es hier zu kaufen. Ebenso beeindruckend ist die Auswahl an verschiedenen Nüssen und ihren Variationen: Macadamia-Nüsse geröstet, gesalzen, karamellisiert, naturbelassen; neben den bekannten Hasel- und Walnüssen etc. Ein Besuch hier lohnt sich auf jeden Fall, denn schon die Präsentation der Waren ist ein Augenschmaus.
Ein paar Ideen für einen Gaumenschmaus in Funchal
Für ein gutes Eis sind wir immer zu haben und wurden bei Ottavia in der Rua dos Ferreiros Richtung Marktplatz fündig – eine gute Eisdiele mit einem Pistazieneis ganz nach unserem Geschmack. Wer gerne verschiedene Variationen von Reis genießen möchte, für den ist das Riso Risottoria del Mundo in der Rua de Santa Maria eine gute Adresse. Hier gibt es, mit schönem Blick auf das Meer unter einem großen Sonnensegel, kreative Reisspeisen. Auf dem Weg vom Zentrum dorthin, fallen die vielen wunderschön und bunt bemalten Türen ins Auge. Für jeden Geschmack ist hier ein Motiv zu finden.
Madeira ist eine Insel, die entdeckt werden will. Hier kann man viel erkunden, viele schöne Parks, tolle Levada-Wanderwege mit einmalige Höhen und beeindruckendem Blick aufs Meer sowie den wunderbar duftenden Frangipani. Wer diese Insel besucht, sollte sich auf jeden Fall abseits der touristischen Ziele halten. Wir haben mit dem Naturschutzgebiet Rabacal die Erfahrung gemacht, dass es dort so sehr überlaufen ist, dass wir nur wenige Momente fanden, einfach die Natur zu genießen. Auch in anderen Teilen der Insel gibt es schöne Wanderwege mit Quellen zu besichtigen.